Grau-weiß verkleidete Decke eines runden Saales mit Kronleuchter. Seine Form ähnelt einem Kegel o. einem umgedrehten Bleilot.

Fröhliche Stimmen erfüllen den Raum. Überall plaudern und lachen festlich gekleidete Menschen. Vorfreude liegt in der Luft. Von der Decke funkelt ein großer Kronleuchter. Er verleiht der bereits festlichen Atmosphäre noch mehr Glanz. Der köstliche Duft von Reis, Fleisch, gegrilltem Fisch und traditionellen Gerichten lockt die Gäste ans Büffet. Musik lädt zum Tanzen ein.

Alles wirkt genau so wie bei jeder anderen Hochzeit in diesem Teil des Nahen Ostens. Mit einer Ausnahme: Weder Braut noch Bräutigam sind zu sehen. Die Aufmerksamkeit der Gäste gilt nicht etwa einem jungen Paar, sondern mit Büchern gefüllten Kartons – gestapelt in einer Ecke des Raumes.

Tisch mit bunt gemusterter Decke, voll von Tellern mit Fladenbrot, Reis, Fleisch, Soße, Schnittgemüse wie Tomaten, Gurke ...
Allerlei Köstlichkeiten: Im Nahen Osten gehört viel gutes Essen zu jedem Fest. (Symbolfoto)

Keine Hochzeit also, sondern eine große Feier für ein Buch! Dabei handelt es sich nicht um irgendein Buch, sondern um das Neue Testament in einer wichtigen Sprache des Nahen Ostens. Das Neue Testament für ein Volk, das weiß, was Leid, Verfolgung und Diskriminierung bedeuten. Mehrere Male haben Krieg und Vertreibung die Übersetzung des Buches stark gefährdet. Das Projekt dauerte viel länger als ursprünglich geplant. Zeitweise war der Zugang zur Sprachregion aus Sicherheitsgründen schwierig. Die Arbeit musste aus dem Ausland weitergeführt werden. Und trotzdem sind sie hier! Alle, die jahrelang an diesem Projekt gearbeitet haben, sind zusammengekommen, um zu feiern. Viele haben sich noch nie persönlich getroffen, weil es die Sicherheitslage nicht zuließ. Jetzt können sie sich zum ersten Mal die Hände schütteln und einander umarmen. Ihre Freude ist groß, als sie beobachten, wie sich Menschen anstellen, um ein eigenes Neues Testament zu bekommen. Mancher Wartende verzichtet sogar auf die besten Leckerbissen am Büffet.

Ein Mitarbeiter aus dem Übersetzungsteam steht auf. Er will etwas sagen. Augenblicklich wird es still. Seine Stimme tönt durch den Raum, als er aus dem Matthäusevangelium vorliest:

„Glücklich sind, die über diese Welt trauern,
denn sie werden Trost finden.

Glücklich sind, die auf Frieden bedacht sind,
denn sie werden die ganze Erde besitzen.

Glücklich sind, die Hunger und Durst nach Gerechtigkeit haben,
denn sie sollen satt werden.“

Kraftvolle Worte für Menschen, die schon viel Gewalt und Ungerechtigkeit erleben mussten. Einige von ihnen haben noch nie etwas aus dem Buch gehört. Andere hatten bereits Gelegenheit, über die Bedeutung der Bibel nachzudenken und wollen unbedingt mehr erfahren.

Ein hübscher Kuchen. Teig und Fondant formen ein altertümliches Buch auf einem von goldenen Girladen umrahmten, weißen Quader.
Eine etwas andere Hochzeitstorte.

Dieses hochzeitsähnliche Fest erinnert an eine Hochzeit, die in der Zukunft stattfinden soll. Johannes, einer der engsten Vertrauten von Jesus, beschreibt sie am Ende der Bibel. Er sagt, im Mittelpunkt dieser noch größeren Hochzeit wird kein Buch stehen, sondern das Wort des Lebens selbst: Jesus. Auch auf dieser Feier werden sich viele Gäste befinden, die verfolgt und diskriminiert worden sind.

Und einige dieser Gäste werden dabei sein, weil es diese „Hochzeitsfeier“ im Nahen Osten gegeben hat. Jene Feier, auf der das Buch mit der Botschaft von Jesus zum ersten Mal in ihrer eigenen Sprache veröffentlicht wurde.


Artikel und Fotos übernommen mit freundlicher Genehmigung von SIL und Wycliff-Deutschland (deutsche Übersetzung). Diesen Artikel finden Sie auch im Wycliff-Magazin 2/2020, Seite 18, und auf der Webseite von Wycliff-Deutschland. Foto gedeckter Tisch: Andrew Green, Flickr | bearbeitet | www.creativecommons.org/licenses/by/2.0

Hochzeit mit Ewigkeitswert