Zwei Hände, die unter einem Wasserhahn gewaschen werden, mit blauen Linien gezeichnet. Blauer Rahmen um das BildEigentlich sollte ich schon längst wieder in Mali sein, aber wie es eben so ist, in Zeiten wie diesen, sitze ich vorerst in Österreich fest. Dafür bin ich sowohl mit meinem Team in Mali, als auch mit unseren Freunden unter den Boso per WhatsApp in regem Kontakt. Besonders einer, Kamu, hilft mir, Einblicke zu bekommen, wie sich die Pandemie auf dieses große Land in der Sahelzone auswirkt. Er schickt mir, was dort in Sozialen Medien zirkuliert – oft mit der Bitte, meine Meinung dazu kundzutun, weil er zwischen Fake News und brauchbarer Aufklärung verunsichert ist.

Manche der Nachrichten sind einfach nur grotesk („Europa hat Impfstoff nach Afrika geschickt, um möglichst viele von uns zu töten!“), andere können gefährliche Folgen haben, wenn man ihnen Glauben schenkt („Wascht euch mit einem Absud von der-und-der-Pflanze, dann kann euch das Virus nichts anhaben!“). Kamu ist ein junger Lehrer mit einem Herz für sein eigenes Volk. Ich spüre die Not, die ihm verschiedene Nachrichten bereiten.

Sieben Symbole von Menschen, blau, in einem roten Kreis eingekreist und durchgestrichen. Blauer Rahmen um das Bild„Kamu“, schlage ich ihm vor, „was hältst du davon, wenn wir zu all diesen haarsträubenden Fake News durch gute Informationen in deiner Sprache ein Gegengewicht schaffen?“ Ich weiß, dass nicht viel nötig ist, damit er etwas Brauchbares auf die Füße stellt. So habe ich ihm kurzerhand die wichtigsten Informationen über das Virus geliefert: wie es übertragen wird, wie man sich schützt, und dass es in manchen europäischen Ländern schon viele Tote gefordert hat.

Tipps übers Handy

Die Töchter unserer kanadischen Kollegen haben Piktogramme mit Mali-Relevanz gemalt. Kamu wiederum hat meine französischen Informationen in leicht verständliche Sprachnachrichten auf Boso-Tigemacho umgewandelt. An vier aufeinanderfolgenden Tagen haben wir die kombinierten Bilder und Audioaufnahmen als „Tipp für den Tag“ an alle in unseren Handys gespeicherten Boso-Kontakte geschickt.

Die Reaktionen waren überraschend positiv: „Du bist so weit weg und denkst trotzdem an uns!“ oder „Danke für die Information; wir werden alles tun, was wir jetzt durch die Sprachnachrichten wissen, damit wir nicht krank werden.“

Verantwortlich handelnBildschirmfoto von Handy: Ein Chatverlauf mit einem Afrikaner. Zwei Verbots-Piktogramme und eine Audiodatei wurden geschickt.

Auf diese Weise waren die sonst eher marginalisierten Boso unter den ersten Maliern, die handfeste Corona-Aufklärung bekamen – noch dazu in ihrer Muttersprache! Es gehört mit zu meiner Vision für die Boso, ihnen Informationen weiterzugeben, die ihnen helfen, Verantwortung für sich selbst und ihre Familien zu übernehmen. Das mache ich auch (wenn ich vor Ort bin) in Sachen Bilharziose, einer übers Wasser übertragenen Parasitenkrankheit und wahren Plage für das Fischervolk der Boso.

Doch meine 20 Jahre Arbeit in Mali haben mich auch überzeugt, dass die größte Hürde bzw. die beste Triebfeder für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit das Weltbild der Menschen ist. Ein Mensch, der sich selbst als machtlosen Spielball des Schicksals sieht oder der sich für das Maß aller Dinge hält, fällt seine Entscheidungen nach anderen Kriterien als einer, der sich als Kind des Schöpfers der Welt sieht, dem dieser Verantwortung über seine Schöpfung übertragen hat. Die Corona-Krise war uns ein willkommener Anlass, um Menschen die Möglichkeit zu geben, eine neue Sicht auf die Welt kennenzulernen.

– von unserer Mitarbeiterin in Mali (dzt. in Österreich)

Hilfreiche Corona-Information für die Boso