Eine Dame mit heller Hautfarbe sitzt mit zwei Herren mit dunkler Hautfarbe vor einem Laptop. Einer von ihnen redet gerade.Beim Überarbeiten eines Leselernbuches in der ­Nchane-Sprache stellte sich heraus, dass der Entwurf viele Rechtschreibfehler enthielt.

Da Nchane nicht meine Muttersprache ist, hätte ich diese Fehler nicht alleine gefunden. Die einheimischen Mitarbeiter sind aber nicht darin geschult, auf kleine Lautunterschiede zu hören oder die Grammatik ihrer Sprache eingehend zu ­analysieren. Sie achten nur darauf, ob sie den Text lesen und verstehen können.

Wie haben wir also die Fehler gefunden? Als Sprach­wissen­schaftlerin bin ich darin geschult, feine Lautunter­schiede zu hören, und mein grammatikalisches Wissen lässt mich sehr oft Fehler vermuten. Aber um sicherzugehen brauche ich jemand, den ich nach einer Übersetzung oder Erklärung des betreffenden Wortes oder Textes fragen kann.

Und da ­kommen die einheimischen Mitarbeiter zum Zug. Sie lesen mir den Text oder das betreffende Wort vor, und ich kann hören, ob es so geschrieben ist, wie es ausgesprochen wird. Einer der häufigsten Fehler im Leselernbuch war, dass lange Vokale kurz geschrieben­­ wurden (bana statt banaa ‚Kühe‘). Recht oft waren auch zwei Wörter zusammengeschrieben. Ein Schlüsselwort im Text war bafa – es sollte „Man ist am Schnitzen.“ ­heißen. In Nchane schreibt man Pronomen­ und ­Verben getrennt, d. h., ba, ‚man‘ muss getrennt vom Verb geschrieben werden, und außerdem hat das Verb in dieser Form einen langen Vokal. Richtig muss diese Aus­sage also ba faa geschrieben werden.

Ich bin sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit mit den einheimischen Mitarbeitern, denn nur so ist es möglich, zu einem guten Ergebnis zu kommen.

– von Esther Zubot

Auf den Buchstaben genau